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Kunstverein Freiburg
Regionale 13: Zeitgenössische Kunst im Dreiländereck
Jahresausstellung 2012/2013

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Regionale 13
23.11.2012 – 06.01.2013
Warum nicht sagen was passiert ist?

Der Kunstverein Freiburg freut sich, seine Regionale Ausstellung im Herbst 2012 anzukündigen. Dieses Jahr ist der Titel Warum nicht sagen was passiert ist? dem „Epilog“, einem Gedicht von Robert Lowell entlehnt. Der Satz suggeriert den Wunsch, einen wahren Bericht von Ereignissen zu äußern, was innerhalb der Künstlichkeit eines Gedichts doch eher unwahrscheinlich ist.

Die Ausstellung will danach fragen, was in der zeitgenössischen Kunst unter dokumentarischen Verfahren zu verstehen ist. Ebenso erkundet sie die Wege, die von Künstlerinnen und Künstlern eingeschlagen werden, die dokumentarische Informationen verwenden und damit gewohnte Erwartungen an Kunst unterlaufen. Ist es überhaupt möglich, in einem Kontext, der eigentlich für Subjektivität und Fiktion steht, zu sagen, was wirklich passiert ist? Ist es nicht so, als ob jemand in einer echten Panik in einem Theater die Bühne betritt, „Zu Hilfe!“ ruft und sich dann falsch verstanden fühlt, wenn das Publikum ruhig sitzen bleibt oder sogar applaudiert?

Dokumentation bezieht auch die Aspekte von Moral und Verantwortung mit ein, da Ereignisse richtig oder falsch dargestellt werden können. Der Unterschied kann für die daran Beteiligten direkte Konsequenzen nach sich ziehen. Wird, wenn die Handlung der Reportage zum künstlerischen Ausdruck wird, die Moral umgangen, untergraben oder kritisch hervorgehoben? Die mediale Populärkultur ist mit Fiktion und Dokumentation zu Hybriden angereichert: Die „Reality-TV“, in der Menschen aufgefordert werden vor dem Kameraobjektiv „echt“ zu wirken; die „Mockumentary“, die als Dokumentation erscheint, nur um zu belegen, dass sie vorformuliert ist.

Die Ausstellung Warum nicht sagen was passiert ist? zeigt ein Spektrum von künstlerischen Strategien, in denen empirische Berichte von Ereignissen innerhalb des Rahmens einer Ausstellung platziert werden. Dabei werden die unter-schiedlichen Mittel erkundet, mit welchen Kunstschaffende die funktionalen Konventionen der Berichterstattung ausloten, und zwar eher, um Eignung, Wahr-heitsgehalt, authentische Informationen der Übermittlung zu hinterfragen, als die vertrauten Zeichen für Glaubwürdigkeit.

Kuratorinnen: Caroline Käding, Sophie Schniewind, Manuela Würzburger
Robert Lowell, „Epilogue“, 1977