Mona Breede, Fotografie - Barbara Denzler, Rauminstallation

Aus unterschiedlichen künstlerischen Perspektiven nähern sich Mona Breede und Barbara Denzler dem Thema Raum und haben durch die Verschränkung ihrer Sichtweisen und die Verbindung ihrer Werke mit dieser Ausstellung einen Raum über Raumfragen geschaffen. Mona Breede zeigt Menschen in industriellen Räumen in drei fotografischen Werkgruppen, von denen zwei für diese Ausstellung bei Firmen im Pforzheimer Raum entstanden sind. Sie schließen an die, ebenfalls hier ausgestellte, großformatige Bildfolge in Tiroler Unternehmen aus dem Jahr 2007 an. Die Bilder von Mona Breede bewegen sich zwischen der scheinbar dokumentarischen Abbildung und einer real erscheinenden Fiktion. Zu sehen sind funktionale Architekturen und Menschen, die einen in sich geschlossenen Kosmos bilden. Mona Breede nähert sich ihrem Sujet einfühlsam, jedoch thematisiert sie in ihren Fotografien explizit den Blick von außen. Die Szenerien wirken für den Außenstehenden bizarr, archaisch, teilweise futuristisch und betonen stets das Beziehungsgefüge zwischen Mensch, Maschine und umgebendem Raum. Die digital nachbearbeiteten Fotografien verzichten zwar auf offensichtliche Manipulationen, sie sind aber keine reine Dokumentation der vorgefundenen Wirklichkeit. Die formale Ordnung der Bilder ist von ebenso großer Bedeutung wie die Lichtstimmungen des Settings und die Relationen zwischen den abgebildeten Personen. Nach Aussage von Mona Breede ist "die Komposition des Bildes inzwischen der anspruchsvollste Teil der Arbeit; ein Arrangement zu kreieren, das zum Abschluss des Bildes wieder so aussieht, als könne es so gewesen sein – und doch an Spannung und formaler Dichte gewonnen hat." In manchen Bildern erscheint der Mensch winzig im Vergleich zu den Dimensionen der Maschinen und Anlagen, die aber keineswegs wie üübermächtige, bedrohende Kolosse wirken. Vielmehr bildet der monumentale industrielle Raum eine quasi selbstverstäändliche Bühne für die täglichen und zutiefst vertrauten Abläufe der arbeitenden Menschen. In einigen Bildern scheinen darüber hinaus existenzielle Fragestellungen auf, die als Metaphern auf die Begrenztheit und Bedingtheit menschlichen Schaffens verweisen.

Die zweite Werkgruppe trägt den Titel "Men at Work" und ist in der Tradition des klassischen Porträts angesiedelt: Hier bildet die Künstlerin die Mitarbeiter der Unternehmen dokumentarisch, als direkte Zeitzeugen ab; auch im Hinblick darauf, dass körperlich arbeitende Menschen in der Produktion in Deutschland immer weniger anzutreffen sind. Sie stellt fest: "In den wohlhabenden Staaten der Welt wird die Erwerbsarbeit knapp. Durch die zunehmende globale Arbeitsteilung, Automatisierung und Virtualisierung der Arbeitsprozesse verschwinden immer mehr Arbeitsplätze. Die Arbeitsplatzumgebungen ändern sich: Viele der Erwerbstätigen arbeiten heute an Tele- und Computerarbeitsplätzen, die Anzahl der Menschen mit handwerklichen Tätigkeiten nimmt rapide ab." Für die Ausstellung im Kunstverein Pforzheim hat Mona Breede Menschen in zwei traditionsreichen Unternehmen, der Gießerei Karl Casper in Remchingen und dem Metallschlauchhersteller Witzenmann in Pforzheim, aufgesucht und an ihren Arbeitsplätzen porträtiert. Ihr Ziel war es, die Menschen mit ihrem Arbeitsgerät und in ihrer Arbeitsumgebung zu zeigen. Schon bei kurzen Gesprächen spürte die Künstlerin die starke Identifikation der Personen mit ihrer Firma und Arbeit. "Einige der älteren Mitarbeiter", so Mona Breede, "sind seit 30 oder 40 Jahren in ein und demselben Unternehmen. Die Personen traten mir ungezwungen, körperlich präsent und authentisch gegenüber, obwohl es für sie eine ungewohnte Situation war, und sie sonst ja überhaupt nicht im Mittelpunkt stehen."