Menschen und Räume - Fotografische Paradigmen im Werk von Mona Breede

(...) Mona Breede zieht nicht aus, Bilder zu machen. Sie geht an Orte und Plätze, sie schaut einmal, zweimal und öfter, geht noch einmal hin, und irgendwann baut sie die Kamera auf. Zu diesem Zeitpunkt hat sie eine Ahnung von der Aufnahme, von dem, was das Bild oder was eine kleine Serie zeigen wird. Das deutsche Wort Aufnahme bezeichnet den Vorgang richtig: Die Künstlerin hebt ein Bild aus der Realität heraus, nimmt es vom Boden des Wirklichen – als ihrer eigenen Vorstellung des Realen – auf und transformiert es in die eigene Wirklichkeit des Gebildeten. Das Aufnehmen produziert den Niederschlag, das Sehen initiiert die Form, das Tun fixiert das Bild. Das Aufnehmen ist ästhetisch so konventionell wie alles Handwerk, doch impliziert es als Vorgang jenen Schnitt in Zeit und Raum, den der fotografische Akt per se definiert. Zugleich ist die Aufnahme das Resultat des Aufnehmens, verweist also auf Prozess und Werk in einem Begriff. Die konzeptualistische Maxime, dass der Weg das Ziel sei, trifft auf die Fotografie nicht zu, denn sie ist wie das Tafelbild und die Skulptur materiell an Bildträger gebunden. (...)

Rolf Sachsse

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