Industrielle Bildwelten - Tiroler Industrie in zeitgenössischer Fotografie

undefined Ausstellungsansicht FO.KU.S Foto Kunst Stadtforum Innsbruck

Gruppenausstellung u.a. mit Walter Niedermayr und Timm Rautert im FO.KU.S Foto Kunst Stadtforum, Innsbruck

[...] In Mona Breedes ebenfalls digital nachbearbeiteten Werken weitet sich der fotografierte ­Bühnenraum wieder und erlaubt Einblicke in die verborgenen Welten ganz unterschiedlicher Tiroler Industriebetriebe wie einer Mühle, zwei Pharmaunternehmen sowie Fabriken für ­Hochleistungswerkstoff-Fertigung, Kupfererzeugung und die Produktion von mineralischen Grundbaustoffen. Der fremde, distanzierte Blick von Außen in die abgeschirmten Areale wird dabei in zwei ­Bildern ­explizit thematisiert. In „Erfolg entsteht im Kopf II“ und „Berg und Leben“ blickt der ­Betrachter wie ein Voyeur durch die Fenster in hell erleuchtete Industrieräume. Was er sieht, ist einem bizarren, ­geheimnisvollen Kosmos gleich, der für den unbedarften Laien eher einer Alchimistenküche, einer ­überdimensional aufgeblasenen Modellwelt oder dem Setting für einen Sciencefiction-Streifen ­ähnelt.

[...] Die industrielle Architektur und die technischen Anlagen werden insofern weder als übermächtige Kolosse oder gar als bedrohliche Giganten inszeniert noch als Ikonen der Technik gefeiert. Wir finden in den Fotografien weder stürzende Gebäudefluchten oder Untersichten noch unendliche Fluchten und imposante Übersichten. Die industrielle Infrastruktur ist trotz  Tiefe stets begrenzt. Oft schiebt sie sich auch in Außenaufnahmen wie ein Riegel vor den Horizont, als Blickschranke und Begrenzung einer eigenen Welt. Die Personen scheinen dennoch gerade in den Fotografien von „100% Recycling“ und „Mineralisch kreativ“ „fast ein wenig verloren“42 auf ihrer bühnenhaften Plattform, auch wenn sie sich selbst dessen nicht gewahr werden. Deutlich ­akzentuiert herausgearbeitet vor dem farblich fein modellierten Relief der Architektur und jeder für sich ein sein eigenes Tun verstrickt, werden sie für den Betrachter so zu weit über die spezifische Situation hinausweisenden Metaphern für die Begrenztheit menschlichen Schaffens. „In unsere Existenz vertieft schütten wir an unserem kleinen Haufen, der verschwindend ist im Vergleich zu dem übermächtigen Berg neben uns, bemerkt Mona Breede zu dem Mann mit dem Schubkarren in Mineralisch kreativ IV. 43

Auszug aus dem Katalogtext
Susanne Witzgall, 2007

42. Ebd. Klaus Honnef äußerte sich ähnlich zu früheren Fotografien Breedes.
      Vgl. Klaus Honnef, Mona Breede, in European Photography 79/80, Bd. 27 (2006), S. 82
43. Mona Breede in E-Mails an die Autorin vom 10.03.2007 und vom 24.03.2007


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